Ich flehe Euch an und mit mir fleht Euch Dagmar Margotsdotter an: Benutzt das Wort „noch“ bitte nicht im Zusammenhang mit existierenden Matriarchaten.

Was soll dieses Wort, beharrlich davor gesetzt, wenn von matrifokalen oder matriarchalen Gesellschaften die Rede ist?

Wer versucht uns davon zu überzeugen? Cui bono – wem nützt es? Oder wird es etwa ständig davor gesetzt, weil wir überzeugt davon sind, dass es nur eine Frage der Zeit sei, dass die Matriarchate untergehen werden? Doch nicht jetzt, wo wir ihre Bedeutung und Stärke gerade so richtig wahrnehmen können und für ihre Existenz so dankbar sind. Im Gegenteil: Viele von uns sprechen davon, dass wir das Patriarchat bereits verlassen haben. Also besser benutzen wir doch das Wort „noch“ im Zusammenhang mit Patriarchat: „das noch existierende Patriarchat“. DAS hört sich doch passender an, oder?

Benutzt das Wort „noch“ bitte nicht im Zusammenhang mit existierenden Matriarchaten. Was soll dieses Wort, beharrlich davor gesetzt, wenn von matrifokalen oder matriarchalen Gesellschaften die Rede ist?

Ihr, die Ihr das hier lest, schreibt und sprecht doch bitte, bitte eher so: „Matriarchate der Gegenwart“ oder „zeitgenössische Matriarchate“ oder „lebende Matriarchate“ oder „Matriarchate in fernen Ländern“. Und in Bezug auf unsere Breitengrade könnt Ihr sehen und erzählen: Es existieren matriarchale Muster. Oder wir sprechen gar von einem „verwahrlosten Matriarchat“.

Dagmar und ich befinden uns gerade in der Endfertigung des Filmes: „Mein Mutterland“. Darin erzählt Yelfia Susanti von ihrem Volk, den Minang Kabau (West-Sumatra): 11 Millionen Menschen, die ihren Zusammenhalt auf das Adat, das mütterliche Naturrecht, gründen. Die Minang sind putzmunter: Sie leben ihre mutterrechtlichen Bräuche, in ihrer Heimat und auch wenn sie im Ausland sind. Und sie haben überhaupt nicht das Gefühl, ja – sie kämen noch nicht einmal auf die Idee, dass es sie „noch“ gäbe. Zu ihrem Adat, von dem sie sagen, dass es bis in alle Ewigkeit existieren wird, gibt es viele Weisheitssprüche, zum Beispiel diesen

Als noch nichts existierte, weder das Universum, noch die Erde, und auch der Himmel nicht, da existierte bereits das Adat.


In Verbundenheit Uscha